Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol): Ein umfassender Standard zur Bilanzierung und Berichterstattung von Emissionen 

Verfasst von
Digital Leap
Verfasst am
6. November 2024
Kategorien
Wissen

Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) stellt eine grundlegende Richtlinie für Unternehmen und Regierungen dar, ihre Treibhausgasemissionen zu erfassen, zu messen und transparent zu berichten. Das Treibhausgas-Protokoll ist das Ergebnis gemeinsamer Entwicklungsarbeit des World Business Council for Sustainable Development und des World Resources Institute.

International anerkannte Standards zur Berichterstattung und Bilanzierung von Treibhausgasemissionen werden in dem Greenhouse Gas Protocol erfasst. Sie  sind maßgeblich für Unternehmen, die ihre Auswirkungen auf den Klimawandel nicht nur verstehen und reduzieren wollen, sondern auch zukünftig transparent darüber berichten müssen.

Der folgende Beitrag vermittelt ein grundlegendes Verständnis für das GHG-Protokoll und verweist auf seine zunehmend größer werdende Rolle in der externen Berichterstattung.

Das GHG Protocol – Im Ursprung liegt sein Ziel:

Das GHG Protocol wurde erstmals im Jahr 2001 veröffentlicht, um klare und umsetzbare Leitlinien zur Berechnung von Treibhausgasemissionen festzulegen. Ziel war es, eine weltweit gültige Norm zu etablieren, der Unternehmen dabei hilft, ihren Ausstoß genau zu erfassen und transparent zu berichten. Wo gestern noch von Etablierung die Rede war, sprechen wir heute über das GHG-Protocol als erste international anerkannte Norm zur Erfassung von Treibhausgasemissionen.

Diese Norm des GHG Protocols basiert auf wissenschaftlichen Methoden und ermöglicht die Vergleichbarkeit der Emissionen zwischen verschiedenen Unternehmen und Sektoren. Es bietet zudem ein umfassendes Rahmenwerk für die Berichterstattung an Regierungen, Investoren und andere Stakeholder.

Ein internationaler Standard mit Prinzipien

Das Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protocol) ist die weltweit führende Norm zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Es wurde vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und dem World Resources Institute entwickelt, um Unternehmen, Regierungen und Organisationen dabei zu helfen, ihren Ausstoß nach einem einheitlichen und wissenschaftlich fundierten Verfahren zu erfassen und zu berichten. Besonders im Fokus steht die genaue Bilanzierung der direkten und indirekten Treibhausgasemissionen.

Das GHG-Protocol und seine 5 Prinzipien

Das GHG-Protocol basiert auf fünf Prinzipien, die sicherstellen, dass die Berichterstattung über Emissionen konsistent, vergleichbar und transparent ist:

1.Relevanz: Die Emissionen müssen so erfasst werden, dass sie für die Entscheidungsfindung relevant sind.

2.Vollständigkeit: Alle relevanten Emissionen müssen innerhalb der festgelegten Systemgrenzen erfasst werden.

3.Konsistenz: Die Bilanzierung und Berichterstattung sollten über die Zeit hinweg einheitlich sein, um Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

4.Genauigkeit: Unternehmen sollten Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Daten so präzise wie möglich sind.

5.Transparenz: Alle Daten, Methoden und Annahmen sollten offengelegt werden, um eine transparente Berichterstattung zu ermöglichen.

Diese Prinzipien stellen sicher, dass Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen effektiv erfassen und melden können und bilden die Grundlage für fundierte Klimaschutzmaßnahmen.

Wichtige Grundsätze, die den GHG Standard vorgeben!

Das GHG-Protocol ist in mehrere Standards unterteilt, die auf spezifische Anforderungen von Unternehmen und Regierungen zugeschnitten sind. Einer dieser wichtigen Standards ist der Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard, der sich auf den Ausstoß entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts konzentriert.

Er ist eine Erweiterung des GHG-Protocols, der Unternehmen dabei unterstützt, die Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus zu erfassen. Dies schließt alle Phasen der Produktion, Nutzung und Entsorgung eines Produkts ein. Die Norm bietet ein Framework, um die Emissionen eines Produkts von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung zu berechnen.

Der Product Life Cycle Standard und seine Vorteile

Der Product Life Cycle Standard bietet Unternehmen eine Reihe von Vorteilen:

  • Ganzheitliche Betrachtung: Unternehmen erhalten einen umfassenden Überblick über die Emissionen in jeder Phase des Produktlebenszyklus.
  • Transparenz: Die Normfördert die Transparenz bei der Berichterstattung von Produktemissionen, was Vertrauen bei Kunden, Investoren und Regierungen schafft.
  • Vergleichbarkeit: Die Normermöglicht den Vergleich von Produkten und hilft Unternehmen, ihre Umweltauswirkungen besser zu verstehen und zu reduzieren.
  • Nachhaltigkeit: Durch eine detaillierte Analyse können Unternehmen ihre Produkte nachhaltiger gestalten und die Emissionen entlang der Lieferkette optimieren.

Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard vs DIN EN ISO 14067

Der GHG Protocol Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard und die DIN EN ISO 14067 unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem Fokus und der Anwendung:

  • GHG Protocol Product Life Cycle Standard: Dieser Standard konzentriert sich auf die Erfassung und Berichterstattung der Treibhausgasemissionen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Er hilft Unternehmen, die Umweltauswirkungen von Produkten in jeder Phase zu bilanzieren, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.
  • DIN EN ISO 14067: Diese Norm befasst sich spezifisch mit dem Carbon Footprint von Produkten (CFP) und legt die Prinzipien, Anforderungen und Richtlinien zur Berechnung der CO2-Bilanz eines Produkts fest. Sie ist enger auf den Kohlenstofffußabdruck beschränkt und bietet detaillierte Vorgaben zur Berechnung und Verifizierung des CFP, jedoch weniger umfassend in Bezug auf den gesamten Lebenszyklus.

Zusammengefasst bietet das GHG-Protocol einen breiteren Ansatz für Emissionen im Produktlebenszyklus, während die ISO 14067 detaillierte Regeln speziell zur Kohlenstoffbilanz von Produkten liefert.

Standards, die ins Detail gehen

Neben dem grundlegenden Corporate Accounting and Reporting Standard, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Emissionen in den drei Scopes zu erfassen, bietet das GHG Protocol weitere spezifische Standards, wie zum Beispiel den Policy and Action Standard und den Product Life Cycle Standard. Diese Leitfäden ermöglichen eine detailliertere Berichterstattung und gezielte Klimaschutzmaßnahmen.

  • Der Policy and Action Standard hilft Unternehmen und Regierungen, die Auswirkungen von Klimapolitiken und -maßnahmen zu messen.
  • Der Product Life Cycle Standard ermöglicht es Unternehmen, die Emissionen über den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte zu analysieren und zu optimieren.

Ein Protokoll, das für Unternehmen bald die Welt bedeutet!

Unternehmen auf der ganzen Welt nutzen das GHG Protocol, um ihre Treibhausgasemissionen nach einem einheitlichen und anerkannten Standard zu erfassen. Dies hilft nicht nur bei der internen Bilanzierung, sondern ist auch von entscheidender Bedeutung für die externe Berichterstattung.

Investoren, Regierungen und andere Stakeholder verlangen zunehmend Transparenz und Nachweise über die Emissionen von Unternehmen. Das GHG Protocol stellt sicher, dass die Daten konsistent und vergleichbar sind, was das Vertrauen in die Berichterstattung erhöht und eine Grundlage für fundierte Klimaentscheidungen bietet.

3 Scopes und ein Protocol

Das GHG-Protocol basiert auf der Kategorisierung von Emissionen in drei Scopes:

Scope 1: Direkte Emissionen, die durch die Aktivitäten eines Unternehmens verursacht werden, wie z. B. Emissionen aus eigenen Fahrzeugen oder Anlagen.

Scope 2: Indirekte Emissionen, die durch den Energieverbrauch eines Unternehmens entstehen, wie z. B. Strom oder Wärme, die extern bezogen werden.

Scope 3: Indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, die durch Dritte verursacht werden, wie z. B. durch Lieferanten oder bei der Nutzung von Produkten.

Im Zusammenhang mit dem Product Life Cycle Standard können Unternehmen ihre gesamten Emissionen entlang des Produktlebenszyklus detailliert erfassen. Dies reicht von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und den Vertrieb bis hin zur Nutzung und Entsorgung des Produkts.

Unternehmen nutzen das GHG-Protocol, um ihre Emissionen nach diesen drei Kategorien zu erfassen und nach einem standardisierten Verfahren zu berichten. Dieses Verfahren fördert die Transparenz und ermöglicht eine einheitliche Berichterstattung und den Vergleich der Emissionen zwischen verschiedenen Unternehmen.

Der Scope 3 und warum er so komplex ist!

Der Scope 3 bezieht sich auf alle indirekten Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens, die nicht unter Scope 1 oder Scope 2 fallen. Dies umfasst sowohl Emissionen, die durch eingekaufte Waren und Dienstleistungen entstehen, als auch die Emissionen, die nach der Nutzung des Endprodukts anfallen, wie z. B. durch Transport, Vertrieb oder die Entsorgung des Produkts.

Die Scope 3-Emissionen sind oft die größte Quelle von Treibhausgasemissionen in Unternehmen, und ihre Erfassung ist entscheidend, um den gesamten CO2-Fußabdruck zu verstehen.

Die Erfassung von Scope 3-Emissionen ist äußerst komplex, da Unternehmen oft tief in ihre Lieferketten und indirekten Emissionen eintauchen müssen. Die Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard des GHG-Protocols bietet klare Leitlinien zur Berechnung und Berichterstattung dieser Emissionen.

Der Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard spielt eine zentrale Rolle bei der Bilanzierung von Scope 3-Emissionen, da er einen umfassenden Rahmen bietet, um die Umweltbelastung von Produkten in jeder Phase ihres Lebenszyklus zu erfassen.

Das Greenhouse Gas Protocol: Heute ein Plus, morgen ein Muss?

Derzeit gibt es keine weltweit einheitliche Regelung, die eine verpflichtende Erfassung von Scope 3-Emissionen vorschreibt. Allerdings wächst der Druck auf Unternehmen,

ihre gesamten Treibhausgasemissionen, einschließlich derjenigen in der Wertschöpfungskette, offenzulegen. In der EU und in vielen anderen Ländern verlangen Regierungen und Investoren zunehmend eine Berichterstattung von Scope 3-Emissionen. Sie wollen einen Eindruck davon bekommen, wie grün das Herz eines Unternehmens wirklich schlägt.

Mit der Umsetzung des europäischen Green Deals und dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, könnten strengere gesetzliche Vorschriften eingeführt werden. Unternehmen, die frühzeitig mit der Erfassung ihrer Scope 3-Emissionen beginnen, sind besser auf zukünftige Regierungsvorgaben vorbereitet.

Ende gut, alles grün?

Das Greenhouse Gas Protocol ist ein unverzichtbares Instrument zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Es bietet einen klaren, wissenschaftlich fundierten, weltweiten Standard, der Unternehmen hilft, ihre Emissionen zu bilanzieren, zu verstehen und zu reduzieren.

In einer Zeit, in der der Klimawandel immer mehr in den Fokus rückt, setzt sich das GHG Protocol für eine nachhaltige und grüne Beziehung zwischen Unternehmen und den Anforderungen von Regierungen, Investoren und Verbrauchern ein.

Durch die Einhaltung der fünf Prinzipien des GHG Protocols und die Erfassung aller Emissionen, insbesondere in Scope 3, können Unternehmen ihre Klimastrategien verbessern und langfristig effizienter und klimaneutraler wirtschaften.