Wissen aus der Welt der CO₂-Bilanzierung und Nachhaltigkeit
Die komplexe produktspezifische CO₂-Bilanzierung einfach & verständlich erklärt. Erhalten Sie die wichtigsten Begriffe und Zusammenhänge anschaulich dargestellt und immer aktuell.
Unsere Business Guides - Ihr Weg zu mehr Wissen und Transparenz
Der Einstieg: PCF für Beginner
Der Weg zum ersten PCF wird immer wichtiger. In unserem Business Guide zeigen wir Ihnen in drei übersichtlichen Schritten, wie Sie sich optimal auf die CO₂-Berechnung Ihrer Produkte vorbereiten.
Deep-Dive: PCF im Maschinenbau
Kunden fordern von ihren Zulieferern detaillierte PCF-Daten für transparentere und nachhaltigere Lieferketten. Dieser Business Guide unterstützt Sie dabei, diese Anforderungen effizient zu erfüllen.
Know-How zur Regulatorik
CSRD, CBAM, ESPR & DPP – Damit Sie sich einen schnellen Überblick verschaffen können, haben wir gemeinsam mit unserem Partner ENIT einen neuen Leitfaden für Sie erstellt.
Entdecken Sie das 1×1 der CO₂-Bilanzierung
Im Jahr 2005 trat das sogenannte Kyoto-Protokoll in Kraft, in dem sich eine Vielzahl von Staaten zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bekannten. Die hier berücksichtigten Treibhausgase sind Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N₂O), Halogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6).
Zur besseren Vergleichbarkeit der Wirkung der Treibhausgase werden diese oft entsprechend ihrem globalen Erwärmungspotenzial umgerechnet. Die Erwärmungswirkung von CO₂ über 100 Jahre liegt bei 1. Die weiteren Treibhausgase werden als Äquivalente auf die Wirkung von CO₂ umgerechnet. Der CO₂-Fußadbruck beinhaltet also nicht nur CO₂, sondern alle Treibhausgase des Kyoto-Protokolls, dargestellt als CO₂-Äquivalente.
Unsere Software berücksichtigt alle Treibhausgase und gibt Ihnen den Fußabdruck als CO₂-Äquivalente aus. Gerne zeigen wir Ihnen, wie leicht dies in unserer Software visualisiert wird.
Der offensichtlichste Unterschied – ganz klar – der Betrachtungsgegenstand Produkt vs. Unternehmen.
Beim Produkt werden die Herstellungsprozesse eines Produkts über die verschiedenen Lebenszyklusphasen von der Rohstoffentnahme und Vorverarbeitung bei Zulieferunternehmen, über die Produktion, bis zum Werkstor des Unternehmens und teilweise auch darüber hinaus betrachtet.
Beim Unternehmen werden dessen gesamte Aktivitäten von den bezogenen Energiemengen des Unternehmens, über die Dienstreisen und Anreisen der Mitarbeitenden zum Arbeitsort, bis zu den eingekauften Produkten und Dienstleistungen zu Grunde gelegt. Beide CO₂-Fußabdrucksarten haben ihre Berechtigung und werden regulatorisch auch gefordert.
Aber nur mit einer CO₂-Fußabdrucksart können Sie Ihren Kunden die Treibhausgasemissionen der bezogenen Produkte weitergeben – dem Product Carbon Footprint!
Für die Bilanzierung des Product Carbon Footprints existieren unterschiedliche methodische Rahmenwerke. Da der PCF eine Teilmenge einer Ökobilanz bildet, hat sich aus der Norm der Ökobilanz (DIN EN ISO 14040-44) die Norm „Treibhausgase – Carbon Footprints von Produkten“ (DIN EN ISO 14067) entwickelt.
Ein weiteres Rahmenwerk liefert der „Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard“ des Greenhouse Gas Protocols und die Publicly Available Specification (PAS) 2050.
Zwischen den Standards existieren viele Gemeinsamkeiten aber auch kleine Unterschiede, z.B. hinsichtlich Ausschlusskriterien, der Handhabung von biogenem Kohlenstoff oder der Berücksichtigung von Investitionsgüter.
Die Berechnung in unserer Software ist zertifiziert nach DIN EN ISO 14067 und dem GHG-Protokoll.
Um eindeutige Grenzen für den Betrachtungshorizont des Product Carbon Footprints zu setzen, empfiehlt das Greenhouse Gas Protocol eine Lebenswegbetrachtung. Hierbei wir der Lebensweg des Produkts in verschiedene Abschnitte unterteilt, z.B. in die Phasen Rohstoffgewinnung und Vorverarbeitung, Produktion, Distribution, Nutzung und Entsorgung.
Der Fokus auf die ersten beiden Phasen wird als cradle-to-gate-Betrachtung (also von der Wiege bis zum Werkstor) bezeichnet. Man spricht fachlich korrekt auch von einem partiellem PCF. Weiterhin gibt es noch gate-to-gate- (innerhalb des Unternehmens), cradle-to-customer- (bis zum Kunden), cradle-to-grave- (bis zur Entsorgung) oder cradle-to-cradle- (bis zur Wiederverwendung in einem neuen Produkt) Betrachtungen. Für die meisten produzierenden Unternehmen ist die cradtle-to-gate-Betrachtung der Einstieg in das Thema CO₂-Bilanzierung auf Produktebene.
In der Frage zu den Lebenswegphasen haben wir bereits das Konzept der Systemgrenzen von der Rohstoffherstellung bis zum Werkstor des Unternehmens beschrieben. Da viele Unternehmen im Zuge der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung bereits mit den Emissionen auf Unternehmensebene begonnen haben, sind dort allerdings eher die Emissionskategorien Scope 1, 2 und 3 bekannt. Worin liegt der Unterschied zwischen Lebenswegphasen und Scopes?
Beim Corporate Carbon Footprint werden die entstehenden Emissionen im gesamten Unternehmen den drei Scopes zugeordnet. Scope 1 betrachtet dabei die direkten Emissionen z.B. das Verbrennen von Heizöl zum Heizen. Hier entstehen die Emissionen direkt im Unternehmen selbst. Emissionen im Scope 2 sind indirekte Emissionen, denn dort entstehen die Emissionen z.B. beim Energielieferanten. Innerhalb von Scope 3 werden weitere Emissionen entlang der Lieferkette bilanziert, z.B. die eingekauften Produkte.
Der Produktfußabdruck wird entlang des Lebenswegs des Produkts berechnet. Die Emissionen werden dort den einzelnen Lebenswegphasen zugeordnet. Die beiden Konzepte Scopes und Lebenszyklusphasen lassen sich aber auch aufeinander abbilden. So werden Emissionen, die bei der Produktion eines Produkts entstehen auf Unternehmensebene den Scopes 1 und 2 zugeordnet, je nachdem ob die Emissionen beim Unternehmen selbst oder beim Energielieferanten entstehen. Die Rohmaterialien und deren Vorverarbeitung können dem Scope 3 zugerechnet werden. In unserer Software können Sie zwischen den Ansichten wählen und so die für Sie am besten passende Analyse starten.
Bei der Erstellung von dem CO₂-Fußabdruck und der CO₂-Emissionen für Produkte wird prinzipiell zwischen den Aktivitätsdaten und den Emissionsfaktoren unterschieden.
Bei einem Fräsprozess sind Aktivitätsdaten beispielsweise die Angaben zu dem Energiebedarf der Maschine, dem Materialeinsatz des zu fräsenden Bauteils und den Abfallströmen, wie z.B. den Spänen. Aktivitätsdaten sollten bei der Bilanzierung durch die Unternehmen erhoben werden. Ist dies nicht möglich, können Annahmen basierend auf industriellen Durchschnittswerte getroffen werden. Dies muss am Ende der Bilanzierung im Abschlussbericht vermerkt werden und wirkt sich auf die Datenqualität aus.
Wenn die Emissionen der jeweiligen Aktivitäten, wie in den meisten Fällen üblich, nicht direkt gemessen werden, kommen Emissionsfaktoren zum Einsatz. Emissionsfaktoren finden sich in verschiedenen Datenquellen, die teilweise kostenlos und teilweise kostenpflichtig sind. Hier wird oft auch von sogenannten Datenbanken gesprochen. Die Emissionsfaktoren aus Datenbanken repräsentieren industrielle Durchschnittswerte und eigenen sich, um die Bilanzierung durchzuführen bis eigens erhobene Daten aus dem eigenen Unternehmen und insbesondere der Lieferkette zur Verfügung stehen.
In unserem Tool erhalten Sie Zugang zu verschiedenen Datenquellen mit höchster Datenqualität. Und falls Sie gerne ihre eigene Datenbanken nutzen möchten, können wir Ihnen diese ebenfalls in die Software integrieren. So wird die Berechnung der CO₂-Emissionen für Ihre Produkte besonders einfach.
Bei vielen Produktionsprozessen entstehen neben dem eigentlichen Produkt sogenannte Koppelprodukte, z.B. Späne bei der Zerspanung. Hier stellt sich bei der Treibhausgasbilanzierung die Frage, wie kann ich die entstehenden Emissionen auf das Hauptprodukt und die entstehenden Nebenprodukte aufteilen. Diese Zuteilung wird Allokation genannt und folgt bestimmten Regeln: Generell gilt, dass so gut es geht Allokation vermieden werden soll, da hier meist Annahmen und Unsicherheiten das Ergebnis ungenauer machen. Vermeiden lässt sich Allokation durch:
- Aufteilen der Produktionsprozesse von Haupt- und Koppelprodukt. Dadurch können die Emissionen leicht dem jeweiligen Prozess zugeordnet werden.
- Ist dies nicht möglich, muss geprüft werden, ob durch eine Neudefinition der deklarierten Einheit Haupt- und Koppelprodukt uns somit auch die entstehenden Emissionen zusammengefasst werden können.
- Ist auch dies nicht möglich, wird versucht, ob das Koppelprodukt durch einen separaten Prozess hergestellt werden kann und das System somit erweitert wird.
Lässt sich die Allokation nicht vermeiden, unterscheidet man generell zwischen der physikalischen und der ökonomischen Allokation. Bei der physikalischen Allokation werden die entstehenden Emissionen auf Basis eines physikalischen Zusammenhangs zwischen Haupt- und Koppelprodukt aufgeteilt (z.B. Masse, Anzahl produzierter Einheiten oder chemische Zusammensetzung). Ist die physikalische Allokation nicht möglich, da z.B. physikalische Zusammenhänge nicht bekannt sind, können die Emissionen z.B. auf Basis des Marktpreises von Haupt- und Koppelprodukt allokiert werden.
Diese Frage bekommen wir oft von Kunden und interessierten Unternehmen gestellt. Sie ist allerdings nicht einfach zu beantworten, denn selbst wenn für beide Produkte ein Fußabdruck vorhanden ist, sollte die Entscheidung nicht nur an dem CO₂-Wert gekoppelt sein.
Meistens liegen bei der Bilanzierung andere Gegebenheiten vor, z.B. unterschiedliche Systemgrenzen, ein unterschiedlicher großer Anteil an Primärdaten, verschiedene Annahmen und Ausschlüsse. All diese Punkte wirken sich auf die Datenqualität bei der Bilanzierung aus. Deshalb sollte bei einem Vergleich zweier Produkte, nicht nur der CO₂-Wert sondern auch die Datenqualität herangezogen werden. Diese beinhaltet Aussagen über die Primärdaten und Emissionsfaktoren bzgl. technologischer, zeitlicher und geografischer Aspekte sowie zur Vollständigkeit und Verlässlichkeit.
Damit ein Vergleich von Produkten auch unternehmensübergreifend möglich wird, muss allerdings nicht nur die Datenqualität eine Rolle spielen sondern auch das Konzept der Produktkategorie-Regeln. Diese geben Leitlinien vor, wie die Bilanzierung von Produkten unterschiedlicher Produktkategorien erfolgen soll, welche Annahmen getroffen werden dürfen, welche Lebenszyklusphasen berücksichtigt werden müssen etc. Aktuell sind nur für wenige Produktkategorie-Regeln vorhanden, sodass ein unternehmensübergreifender Vergleich schwierig bis unmöglich ist. Wenn innerhalb eines Unternehmens für verschiedene Produkte Regelungen für Systemgrenzen, Annahmen, Ausschlüsse etc. getroffen werden, können eigene Produkte gut miteinander verglichen werden.
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